Jahresbericht 2024 der Präsidentin

Der erste Gottesdienst im vergangenen Chorjahr war der Krankensonntag am 3. März. Wir sangen das Kyrie aus der Missa Quadragesimalis von Michael Haydn und dazu als neue Werke für diesen Tag das Oculi mei, des portugiesischen Komponisten Estevado Lopes Morago aus dem 16. Jahrhundert und Der Herr ist mein Hirt, nach einer Vertonung von Bernhard Klein. Ein besonderes Kränzchen winde ich unserem Organisten Ernst Meier. Du hast die Krankensalbung, die Bischofsvikar Valentin Koledoye diesmal in die Mitte des Gottesdienstes gestellt hat, mit 15 Minuten einfühlsamer Orgelmusik begleitet.

 

Auch im vergangenen Jahr haben wir den Gottesdienst zum Suppentag musikalisch gestaltet. Zusammen mit den beiden Zelebranten Alexandra Atapattu und Pfarrer Billinski und den Ministranten - die sich sorgfältig eine große Weltkugel zuspielten - zogen wir mit dem Lied The River is flowing in die Kirche ein. Die beiden anderen Lieder Der Herr ist mein Hirt und Darum seid barmherzig von Melchior Frank sangen wir vorne auf der Treppe.


Gestärkt mit einer feinen Gerstensuppe widmeten wir uns am Nachmittag den Liedern für Karfreitag und Osternacht.

 

Wenn ich an unser Singen am Karfreitag zurückdenke, weiss ich, dass mir diese Liturgie, gestaltet von Diakon Daniel Muoth, in ganz besonders eindrücklicher Erinnerung bleiben wird. Das haben auch viele von Euch in ihren Rückmeldungen bestätigt. Neben dem gregorianischen Ecce Lignum und Crucem tuam sangen wir das bekannte Tenebrae factae sunt von Michael Haydn, gefolgt von Bleibet hier und wachet mit mir. Zu den Fürbitten erklang zehnmal ein vierstimmiges Herr erbarme Dich. Schlicht, ruhig, berührend und ein sehr sorgfältiges Zusammenspiel zwischen Altarraum und Empore.

 

In der Osternacht, nach dem dreimaligen Lumen Christi, habt Ihr Männer, in der nur mit Kerzen erleuchteten Kirche, das Exultet gesungen. Wir Sängerinnen haben Euch im Geiste applaudiert und bewundert. 
Das Lobe den Herrn meine Seele von Dietrich Buxtehude hast Du Francisco, begleitet von Ernst, zur Gabenbereitung gesungen. Während der Kommunion haben wir als erstes Müsterchen von unserem Konzert im Juni, zusammen mit Dir Francisco als Tenorsolist, den ersten Teil vom Salvum fac aus Bruckners Te Deum aufgeführt. Danach hast Du uns dankbar und lobend zugenickt.

 

Schon am 4. April starteten wir unser grosses Mitsingprojekt für das Konzert im Fraumünster Zürich am 9. Juni. Francisco wählte neben dem Te Deum von Anton Bruckner den Psalm 114 von Felix Mendelssohn Bartholdy in einer achtstimmigen Fassung. Als ich zum ersten Mal in den beiden Notenbüchern blätterte und Aufnahmen hörte, konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, diese Werke zwei Monate später im Konzert zu singen.


Wir rührten intensiv die Werbetrommel und luden alle Chöre des Pastoralraums und Cantate Rohrdorf zum Mitsingen ein.


Mit grosser Freude durften wir an der ersten Probe Jacqueline aus Wohlenschwil, Inge aus Fislisbach, Christof aus Mellingen, Gabi aus Oberrohrdorf, Esther aus Dottikon und Tanja aus Birmenstorf begrüssen. Ab dem ersten Probewochenende stiessen auch Klara und Thomas Flügel aus Dättwil zu uns.

 

Nach den Frühlingsferien haben wir in den Donnerstagsproben und zu Hause intensiv geübt. Dabei halfen uns die Aufnahmen von Francisco. Bereits Mitte Mai lud er zum ersten Probewochenende in die ZHdK ein. Mit dabei waren Sängerinnen und Sänger der Hochschule und des Chors C21 aus Aarau. An den drei folgenden Proben in Mellingen, gab es noch viel zu verbessern, bzw. merkte jedes für sich, wo es noch haperte.

 

Am 1. Juni-Wochenende probten wir in Zürich. Am Samstag in der Kirche St. Peter und am Sonntag im Saal der reformierten Landeskirche am Hirschengraben 50, wo auch Ernst Buscagne, der Hauptfachlehrer von Francisco, anwesend war und Feedbacks gab. Bereits am darauffolgenden Donnerstag fand die Hauptprobe mit dem Orchester im Fraumünster statt.
Es war beeindruckend und unvergesslich mit ca 80 Sängern und 30 Musikern vor dem Lettner zu stehen. Am Freitag den 7. Juni trafen wir uns zur Generalprobe. Zum ersten Mal hörten wir die Monopartita von Arthur Honegger die das Konzert eröffnet.

 

Und dann am 9. Juni, der grosse Konzerttag. Franciscos Traum, vor einer vollen Kirche zu musizieren, ging in Erfüllung. Viele bekannte Gesichter aus Mellingen und Umgebung waren da und Franciscos Eltern und sein Bruder reisten aus Portugal an. Wir waren alle festlich schwarz gekleidet, etwas aufgeregt aber voller Optimismus.

 

Im Reussbote vom folgenden Freitag schrieb die Redaktorin Heidi Hess, die für das Konzert nach Zürich gereist war: Nach dem letzten Ton erhob sich das Publikum, blieb stehen und applaudierte weiter und belohnte so den Chor, das Orchester und den Dirigenten.

 

Lieber Francisco,


Dein / unser Konzert, dem Du den Namen Ektasis gegeben hast, war für uns ein überwältigendes Erlebnis, der grosse Höhepunkt der vergangenen Chorjahre. Die schönen Plakate, die in unseren Wohnungen einen guten Platz gefunden haben und unsere eigenen gespeicherten Erlebnisse werden uns weiter begleiten. Vielen Dank, dass Du uns das Vertrauen geschenkt hast, diese Werke zusammen mit allen anderen Chorsängern und Musikern in Deinem Prüfungskonzert aufzuführen. Die Experten haben Dir die Bestnote gegeben. Dazu gratulieren wir Dir von ganzem Herzen. Du hast es mehr als verdient.

 

Zwei Wochen später, am Johannestag sangen wir im Gottesdienst, den Pfarrer Hansjörg Schmidt mit uns feierte, den 1. und 4. Satz von Mendelssohns Psalm 114 und das Salvum fac, aus Bruckners Te Deum. Zusammen mit 4 Solisten und verstärkt mit einigen Sängerinnen und Sängern vom Konzert im Fraumünster standen wir vorne auf den Stufen und der Organist Lorenzo Ciaglia begleitete einfühlsam auf dem kleinen Orgelpositiv gebaut von Heiner Meier aus Tägerig.

 

An diesem Sonntag wurdest Du Francisco 25. Jahre alt. Wir feierten Deinen Geburtstag noch vor dem Gottesdienst bei Italia Nostra. Du bekamst eine von Christian liebevoll gestaltete Karte, die alle unterschrieben hatten. Dazu gabs Zopf von Rösly und Linzertorte von Heinz.

 

Am dritten Donnerstag nach der Sommerpause sangen wir auf allen drei Abteilungen des Alterszentrums. Du Francisco hast ein buntes Liederprogramm zusammengestellt:
 Le Vigneron, Tutta nanna tgu, I guu nid hai bis s’hellelet, s’Guggisberglied und Guten Abend gut Nacht. Neben der sichtbaren Freude der Bewohnerinnen und Bewohner bleiben mir auch die extra für uns gebackenen Flammkuchen in Erinnerung, die wir anschliessend auf der Reussterrasse geniessen durften.

 

Bereits am Wochenende zuvor waren wir auf Chorreise. Auch dieses Jahr begleitete uns der Regen. Statt wie geplant nach dem Gottesdienst mit dem Bergsonnenchörli Mosnang auf dem Rachlisberg zu singen, besuchten wir am Vormittag das Chocolarium von Munz und Minor.


Nach einem stärkenden Mittagessen auf der Hulftegg brachte uns der Reisecar zum Kloster Fischingen. Ein sehr kompetenter Führer erzählte viel Interessantes über die wunderschön restaurierten Räume des Benediktinerklosters. Statt auf dem Berg sangen wir in der sehenswerten Klosterkirche zu Füssen der heiligen Idda.


Herzlichen Dank an unser Organisationsteam: Barbara Pedrazzini, Heidi di Giorgio und Susi Roth.

 

Nach drei weiteren Proben stand der Erntedankgottesdienst an, den wir mit Odo Camponovo feiern durften. Neben einigen KG – Liedern, die wir mit allen Anwesenden und erstmals mit Ernst an der neu renovierten Orgel sangen, trugen wir zwei A-cappella-Lieder vor: Von Bernhard Klein Der Herr ist mein Hirt und von Friedrich Kiel Die mit Tränen säen. Vor allem das zweite Lied verlangte uns einiges ab und ich war unendlich dankbar für die Aufnahmen von Francisco zum Üben zu Hause.

 

Oh ihr, die ihr heut mit mir zum Grabe geht, und bei meinem Leichnam jetzt versammelt steht… Damit hast Du Francisco uns im Jubiläumsjahr von Anton Bruckner (geboren 1824) nochmals mit zwei Liedern von ihm vertraut gemacht. Hoffen wir, dass wir mit unserem Singen in dieser ökumenischen Totengedenkfeier den Angehörigen ein wenig Trost spenden konnten. Uns Sängerinnen und Sänger erinnert die Feier an die Endlichkeit unseres Lebens und lässt uns Lieder singen, die nur zu diesem Anlass passen. Mit Selig sind die Toten von Luis Spohr und dem Geistlichen Lied von Johannes Brahms haben wir zwei Lieder aus unserem Repertoire aufgefrischt.

 

Bereits am folgenden Donnerstag starteten wir unser Mitsingprojekt Weihnachten. Die von Christian gestalteten Flyer und die Ausschreibungen in den Zeitungen machten bekannte aber auch neue Gäste auf unser Singen aufmerksam.

 

Am traditionellen Singsamstag beschäftigten wir uns ausgiebig mit den für Weihnachten geplanten Liedern. Am Vormittag sangen wir stimmengetrennt, die Männer mit Francisco und wir Frauen mit Irina Laskavaya, am Nachmittag alle zusammen (natürlich mit wohltuenden Pausen und Leckerbissen aus ganz verschiedenen Küchen). Anschliessend verwöhnte Heinz alle, die noch Zeit hatten, mit Kürbispasta, Kaffee und Kuchen. Vielen herzlichen Dank Dir Heinz und auch Bea für die liebevoll gestaltete Dekoration.

 

Dem Gottesdienst am 1. Adventssonntag stand Pfarrer Schmidt vor. Als Chor sangen wir aus dem Weihnachtsprogramm von Johann Sebastian Bach Jesus bleibet meine Freude und das Tollite Hostias erklang zum Auszug.


Die Bachkantate Die Liebe zieht mit sanften Schritten, die Du Francisco gesungen hast, wird sicher allen in Erinnerung bleiben. Anja Ebenhoch mit ihrer Oboe d’amore und Ernst an der Orgel begleiteten dich.

 

Wenn im Städtli, an den Bushaltestellen und in den Geschäften die roten Plakate hängen, ist es Zeit fürs Adventssingen. Dieses Jahr bestand der grosse Chor unter der Leitung von Pius Jeck aus der 4. Klasse von Frau Neukomm, einigen Oberstufenschülerinnen, dem Männerchor und uns. Viele Eltern mit ihren Kindern, aber auch Erwachsene waren gekommen um gemeinsam zu singen.

 

Die Roratefeier mit Alexandra Atapattu war wieder sehr berührend. Zu vierzehnt standen wir mit unseren Kerzen um den Altar. Einige von euch sangen als Gottesdienstbesucher in den Kirchenbänken mit und erzählten anschliessend vom besonderen Erlebnis aus dieser Perspektive. Zu dem schon fast traditionellen Lied Maria durch den Dornwald ging, kam neu das Taizé-Lied Bei Gott bin ich geborgen. Du Francisco durftest ganz kurzfristig am Meisterkurs mit Professor Schläfli in Sofia teilnehmen, was wir Dir von Herzen gönnten. Deine würdige Vertretung übernahm Anja mit ihrer Oboe und sie leitete auch unser a capella Singen. Beim Hinausgehen schenkte Alexandra allen ein selbstgehäkeltes Glöggli, als Begleiter durch die Weihnachtszeit.

 

Als Rückblick auf den Weihnachtsgottesdienst habe ich den Text übernommen, den Du Francisco für den Flyer zum Mitsingprojekt verfasst hast:

Im Weihnachtsgottesdienst wird der Johanneschor eine Vielzahl kleiner Stücke singen, die vom Frühbarock bis zur Romantik reichen. Der gemeinsame Nenner: eine Menge fröhlicher Weihnachtsenergie und Schwung! Angefangen bei der berühmten Eleganz von Bachs Choral «Jesus bleibet meine Freude» über eine unbekannte, tänzerische Suite von François-Joseph Gossec bis hin zur atemberaubenden romantischen Kraft des «Tollite Hostias» aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns verspricht dieses Programm sowohl Zuhörer:innen als auch Sänger:innen viel Freude und ein warmes Herz. Der Chor wird von einem Instrumentalensemble aus Streichern und Oboen begleitet.

 

Was wir am Weihnachtsmorgen im Gottesdienst mit Odo Camponovo erleben durften, hat genau dieses Versprechen eingelöst. Ganz ehrlich, ohne Übertreibung.

 

Vielen herzlichen Dank Euch allen fürs Zuhören!

 

Elfriede Jakob